Künstlerische Leitung, Konzept: Michèle Murray
Künstlerische Mitarbeit: Maya Brosch
Choreografie, Tanz: Maya Brosch, Mathias Dou, Waldemar Kretchkovsky, Marie Leca, Audrey Perin Vindt, Kevin Taylor, Gilles Viandier
Musik: Fat Boy Slim, Chemical Brothers
Licht: Lutz Lange
Dauer: 1 hour
Fotos: ©Cathy Peylan
Premiere: Saison Montpellier Danse 2003/04
Koproduktion: Montpellier Dance Festival, Théâtre Le Vivat scène conventionnée Armentières, Théâtres de Sète Scène Nationale, Dock 11 Berlin.
Mit Unterstützung von: Espace Bernard Glandier/Cie Didier Théron Montpellier, Centre National de la Danse Paris.
2003-2004
‚Schon der Name Wladiwostok genügt, um eine mysteriöse Stimmung zu erzeugen. Das liegt am speziellen Status dieses Grenzortes, ehemaliger Stützpunkt der Zarenflotte, letzter Halt der transsibirischen Eisenbahn, geschlossene und geheime Stadt der ehemaligen Sowjetunion. Eine Stadt, die als Metapher für die Choreografin Michèle Murray insoweit dient, dass sie „an der Grenze unserer Welt ist, die alle möglichen Sichtweisen zu dem uns Bekannten und Unbekannten beinhaltet.“ Darum geht es auch in diesem Stück, das systematisch vom Rhythmus der Chemical Brothers und Fatboy Slim begleitet wird: Es geht um geheimnisvolle Stimmungen, um einstürzende Grenzen zwischen Theater und Tanz, zwischen Körpern und Objekten.
Die Performer durchqueren einen Raum, angefüllt mit Kostümen, Perücken und Masken, mit denen sie in unterschiedlichste Rollen schlüpfen können und sich durch verschiedene Identitäten, Gesten und Haltungen anstecken lassen. Es gibt keine Accessoires bei Michèle Murray; alles auf der Bühne ist aufgeladen mit Expressivität, psychologisiert aber nicht. Die Tänzer schaffen einen Ausnahmezustand und führen die Performance in alle möglichen Richtungen; Solos und Duos wechseln einander ab, alle Kombinationen sind möglich, bis sich die Körper und Objekte in lebendigen, sich bewegende Haufen vermengen. Aus diesen fieberhaften und lustvollen Körpern wird der Tanz geboren.’ Laurent Goumarre
PRESS VLADIVOSTOK
Radio France Culture / Laurent Goumarre / 8. November 2003 / Michèle Murray, Choreografin, choreografiert vielleicht eines der großartigsten Stücke dieses Jahres.
L’Hérault du Jour / Jean Marc Douillard / 9. November 2003 / Endstation: Wladiwostok. Es ist ein wunderschönes Stück, mit Michèle Murray’s Vorliebe fürs Detail und mit einer für den Zuschauer bewusst geschaffenen Unmöglichkeit, alles gleichzeitig zu sehen. Das bloße Auge kann dem sich in allen vier Ecken der Bühne abspielenden Geschehen gar nicht folgen. Es spielt sich zwar langsam ab, aber in einer großen mentalen Konfusion. Diese Arbeit wird ein Publikum begeistern, das so anspruchsvoll ist wie das Stück selbst. Weil sie belebt und gut tut.
L’Hérault du Jour / Jean Marc Douillard / 4. Juni 2004 / Vollrausch. In diesem Stück finden wir Michèle Murray’s Handschrift wieder: mit sowohl virtuosen Tänzern als auch mit provokanten Performern. Das Stück ähnelt einer kalten Masse und einem schwelenden Feuer. Die Performer werden zu stillen Mutanten, zu Drogensüchtigen ohne Entzugserscheinungen, zu unbeschwerten herumspazierenden Prostituierten. Das Stück beeindruckt nachhaltig und kann durchaus mehrmals besucht werden, ohne dass man ihm überdrüssig wird, ja sogar mit einem gewissen Suchteffekt. Wladiwostok – ein Stück über Drogen? Durchaus möglich!
La Libre Belgique / Marie Baudet / 3. Juli 2004 / Metapher, Metamorphosen: Ein Raum, der unentwegt von den Rhythmen von Fatboy Slim und den Chemical Brothers beschallt wird; ein Raum, bedeckt mit Kleidungsstücken, Perücken, und Masken; dazu sieben Tänzer, die diese Requisiten untereinander austauschen. Eine stetige, spielerische Verwandlung, eine Kombination, eine Variation über das Doppelte, über das Gleiche und Andersartige, über Identität und Gender. Wer ist wer? Wer geht wohin? Was wird aus uns? Das Finale gipfelt in einem Gemenge, die Tänzer entkleiden sich, wodurch auch dem Anfang des Stückes eine neue Sichtweise verliehen wird.
Jennie Klein / Ohio University /National Review of Live Art Glasgow / 2005 / Lone Twin, Michele Murray, and Jerome Bel: Many of the best and most exciting performances at the NRLA were choreographed actions that required an arena for action that the audience did not breach. With the crowds and long queues, it was almost impossible to see everything, but what I did manage to see was well worth it…. Michele Murrays Vladivostok, a dance of changing identities and movements through the donning and doffing of clothing, wigs, masks, and accessories named after the Russian city that is the last stop on the Trans-Siberian railway.